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Die Band MÜLL im Proberaum „Bunker“
Die Band MÜLL im Proberaum „Bunker“

Stuttgarter Musikgeschichte

Vorgeschichte: Mit 13 Jahren die erste Gitarre...

Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gründeten der Gitarrist Eckardt Dietel (ED-Ecke) und der Bassist Klaus-Peter Graßnick (KPG) die damals in Süddeutschland bekannte Progressive-Rock-Band Müll. Der dazugewonnene junge und sehr talentierte Schlagzeuger Thomas Wahl trieb die Band dynamisch an.

Eckardt Dietel
Eckardt Dietel

Müll spielte zu Beginn hauptsächlich Stücke von Jimi Hendrix, Ten Years After, Steamhammer und Fleetwood Mac (Peter Green). Aus diesem musikalischen Potential schöpfend, entwickelte die Band langsam einen eigenen, für die damaligen Jahre typischen, harten, rockigen Musikstil. Die Stücke waren lang, bestanden aus komplexen Melodien und sich wiederholenden Phrasen. Einzelne Kompositionen entstanden während langer aufwendiger Sessions im Diakonissenbunker im Stuttgarter Westen, den KPG vom Amt für Zivilschutz auf kompliziertem Wege angemietet hatte (... wäre eine eigene Geschichte). Der Eingangsbereich des unterirdischen Labyrinths wurde aufwendig saniert und für die Proben gemütlich eingerichtet. Hier fanden auch die legendären „Bunker-Parties“ statt. Oft kam es auch zu Sessions mit anderen Musikern und Bands. Während der Proben von Müll lief immer ein Uher-Report-Mono-Tonbandgerät. Aus diesem Bandmaterial wurden dann die einzelnen, meist sehr langen Stücke zusammengebastelt. Manchmal trafen sich Eckardt und Klaus-Peter nach einem Kneipenbesuch noch nachts, um ein paar musikalische Ideen festzuhalten. So entstand zum Beispiel das Stück `Fis-H-A-Beach´. Durch Zurufen der Grundakkorde (Fis, H, A, B) wurde dann auf ihnen improvisiert.

Klaus-Peter Graßnick
Klaus-Peter Graßnick

So entwickelte sich eine herrliche Ballade. Eine der ersten Eigenkompositionen `Dada Müll´ hatte ihren Ursprung eher in der klassisch orchestralen Musik eines Benny Goodman und wurde stark vom Schlag- zeugstil von Thomas Wahl geprägt. `Lyrik´ und `Rauhreif´ sind melodiöse Stücke mit einprägsamen Läufen. Mit einer heute noch gewissen Aktualität zeigen `Atommüll´, `Schwellkörper´ und `Swabian Train´, dass Müll nicht ohne politischen Hintergrund agierte.

AT - Atlantic Jazz Club Stuttgart

Mit dem für Hans-Peter „Pit“ Haug legendären Satz „Musiker hinter die Bühne!“ kam es zu einem über mehrere Monate dauernden Fest-Engagement im europaweit berühmten „Atlantic-Jazzclub“ in Stuttgart. Dabei hatte Pit die Band während eines der längeren Stücke einfach unterbrochen und sie aufgefordert, in den kleinen Aufnahmeraum zu kommen, der im hinteren Teil des schlauchartigen Clubs versteckt lag. Dieser Raum diente auch als Backstage-Raum. Die Band dachte eigentlich: „Das war´s jetzt wohl, der schmeißt uns ´raus!“ Das Gegenteil war der Fall: HP Haug war so begeistert, dass er sofort die Rahmenbedingungen für den Vertrag abchecken wollte. Alles natürlich nur mündlich. Fortan spielte Müll ein- bis zweimal monatlich im AT, manchmal stand Pit mit auf der Bühne und spielte Congas, ein Teil dieser Konzerte wurde von Pit aufgezeichnet, die Bänder sind leider verloren gegangen.

Thomas Wahl, KPG
Thomas Wahl, KPG

Black Bird, Genf

KPG schleppte das Uher-Tonband-Material mit den Aufnahmen aus dem Bunker überall hin mit. In seinem VW-Bus `Speed-Kacker´, der mit dem von Eckardt Dietel entworfenen Müll-Emblem versehen war, fuhr er nach Genf und spielte der Besitzerin des ´Black-Bird-Clubs´ die Aufnahmen vor. Das Ergebnis war ein Engagement für damals unglaubliche tausend Schweizer Franken.

Vierzehn Tage später sollten zwei weitere Konzerte folgen. Eines im Black Bird und ein weiteres auf einem Musikfestival in den Messehallen von Genf. Ein weiterer „Auslandseinsatz“ war ein Engagement im Frankfurter Sinkkasten.

Engagements in Stuttgart

In Stuttgart spielte Müll überall, wo es möglich war. Auf Unifesten und Schulfesten, in Turnhallen, in Jugendhäusern (Ost und West), bei Tanzparties im Schönblick, im Club 17, später Club 18, in Gemeindehäusern (Gedächtnis-Gemeinde, Fidelis-Gemeinde, Elisabethen-Gemeinde) und auf den Faschingsveranstaltungen der Sportvereine (MTV-Fasching auf dem Kräherwald, Uni Fasching) sowie bei Stadtfesten der Stadt Stuttgart. KPG erinnert sich noch genau, wie ihm der damaligen Kultur-bürgermeister Per Uli Faerber die Gage von 50 DM bar auf der Königstraße auszahlte. Bei einem Konzert im Feuerbacher Tal wurde der VW-Bus zum Shuttle-Bus umfunktioniert und Konzertgäste von der Endstation der Straßenbahn in Botnang zum Veranstaltungsort transportiert. Mit von der Partie waren bei diesem Konzert die Bands `Fivefold-Shade´ und `Pentagon´.

Einige Live-Konzerte wurden von KPG aufgezeichnet, so z.B. im Jugenhaus Anna (Anna-Haag-Haus) in Bad Cannstatt. Das Konzert im Leierkasten 1973 wurde in stereo aufgezeichnet. Es liegt komplett auf der CD `Müll in Concert - Phantastic Music´ vor. Das folgende Kompendium ist ausschließlich Live-Material! Keine nachträglichen Overdubs etc., sondern meist Monoaufnahmen. Pure out of the past - up into the future!

Die drei Musiker haben nicht aufgehört Musik zu machen. Eckardt Dietel und Klaus-Peter Graßnick spielten jahrelang bei THE TIME, seit 2013 in der Drei-Mann-Band NNB-Not Named Band. Thomas Wahl spielt in verschiedenen Bands u.a. bei den Shaking Daddes.

Dank an all' unsere damaligen treuen Fans, für die in den Schätzen dieses Sets auch vielleicht ein paar schöne Erinnerungen aus ihrer Jugend lebendig werden!

Klaus-Peter Graßnick

 

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